Berichte


Die  Kasseler Schachtage 2009, 1. Schach Open in Vellmar

Ein hoffnungsvoller Neubeginn im nordhessischen Turnierschachsport

Seit einigen Jahren bereits war es still geworden im Kasseler und nordhessischen Turnierschachsport, wenn man von Schüler- und Jugendturnieren absieht, die von rührigen Schulschachinitiatoren regelmäßig durchgeführt werden. Aber die großen Hermannia- und Baunataler Open-Turniere sowie die U25-Turniere im Kasseler Rathaus gab es schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Die Gründe dafür waren vielfältiger Natur, aber in jedem Fall schlecht für den nordhessischen Schachsport. Und so wurde es höchste Zeit, einen neuen Anfang zu starten, um den Kasseler Turnierschachsport wieder kräftig zu beleben und neue Akzente zu setzen. Vor Monaten schon trafen sich die  verantwortlichen Funktionäre des Schachbezirks 1 Nordhessen und des Schachklubs Vellmar, planten und entwarfen die Grundzüge eines neuen Schachturniers, das dann schließlich sehr konkrete Formen annahm. Vom 30. 07. bis 02. 08. 2009 wurden die 1. Kasseler Schachtage aus der Taufe gehoben, durchgeführt in der Kulturhalle Niedervellmar, die damit seit den Hessischen Schachmeisterschaften 1986 wieder ein bedeutendes Schachsportereignis erlebte: Ein viertägiges Open-Turnier unter der Regie des Schachbezirks 1 Nordhessen, mit Jürgen Kehr und Erhard Hübenthal, und mit großem Aufwand betreut vom Schachklub Vellmar mit Rainer Weyers und seiner Helferschar.



Blick in den Turniersaal der Kulturhalle Niedervellmar mit der A- und B-Gruppe. Im Hintergrund (hinter der Bühne) wird mit großem technischen Aufwand eine der laufenden Spitzenpartien übertragen - fast das Flair von Mainz ! Immerhin, für den Neustart der Kasseler Schachtage ist das absolut bemerkenswert !

Angeboten wurden für Teilnehmer unterschiedlicher Spielstärken insgesamt drei Turniere, aufgeteilt in A- und  B- Turnier sowie ein C-Turnier, vorgesehen für Kinder und  Jugendliche. Das erhöhte den Anreiz zur Anmeldung erheblich, denn damit hatten viele Teilnehmer die Chancen, Geldpreise zu gewinnen. Insgesamt 7 Runden unter  Turnierbedingungen wurden gespielt, d.h. 40 Züge mit 2 Stunden Bedenkzeit und anschließender Verlängerung um 2x30 Minuten bis zum Ende der Partie. Am Eröffnungstag wurde eine Runde gespielt, an den folgenden Tagen jeweils zwei Runden, vormittags ab 10.00 Uhr, nachmittags ab 16.00 Uhr, mit bis zu 10 Stunden Kampfschach täglich!  Eine erhebliche körperliche und geistige Ermüdungsanstrengung, die aber teilweise wieder gemildert wurde durch eine vielfach gelobte und niveauvolle Versorgung mit Speisen und Getränken bei sehr annehmlichen Preisen,  gewährleistet vom Betreuungsteam des SK Vellmar.

Insgesamt 95 Teilnehmer hatten sich zu den drei Turniergruppen angemeldet, damit wurde die erwartete 100er Grenze fast erreicht und die veranschlagte Preisgeldausschüttung von 2.500 € war gesichert.  Eine sehr beachtliche Teilnehmerzahl, denn zeitgleich fanden übermächtige Konkurrenzturniere in Mainz, Nordhausen und Dresden statt. 



Foto links: Die beiden Turnierleiter Jürgen Kehr und Erhard Hübenthal haben alles fest im Griff. Foto rechts: Rainer Weyers gibt in einer der  sieben Runden die Bretter frei.

Im international besetzten  A-Turnier  war neben den nordhessischen Spitzenspielern eine Reihe spielstarker Teilnehmer vertreten, die teilweise lange Anfahrten zum Turnierort in Kauf genommen hatten und sich berechtigte Hoffnungen auf die Preisgelder machen durften. Am weitesten angereist war Siva Sivaji, ein in der Schweiz eingebürgerter Inder aus Luzern. Aber auch Carsten Konczak aus Bückeburg, Klaus Schröder aus Karlsruhe, die russische Schachfamilie Soel, Alexandr,  Nataly und Nikolej Kartsev aus Dortmund-Brakel, Maximilian Ruff aus Offenburg im Schwarzwald, oder Wolfgang Just aus Leipzig und andere hatten lange Reisen hinter sich bis nach Niedervellmar. 
Ein Turnierteilnehmer, der sich erst relativ spät angemeldet hatte,  überragte mit seiner Spielstärke  alle  anderen  deutlich:  Der  mehrfache  niedersächsische  Landesmeister  FM Alexander Markgraf  (Göttingen, Elo 2463), der als klarer  Favorit galt und von Beginn an keinerlei Zweifel an seiner Überlegenheit aufkommen ließ. Er remisierte nur 2 Partien gegen Benno Jaeschke (Sandhausen) und Peter Lüchtemeier (KSK), gewann 5 Runden und holte sich mit 6,0/7 Punkten souverän den Turniersieg. Eine Top-Leistung, hinter der eine Menge intensiver Arbeit steckt.  In jeder Runde bot sich am Spitzenbrett auf der erhöhten Bühne ein ähnliches Bild: Alexander Markgraf rechts oder links am Brett gegen seine Kontrahenten, die sich von Runde zu Runde mühsam das Recht zur Herausforderung erkämpft hatten, aber allesamt den Platz wieder erfolglos räumen mussten. Erst nach 4 Runden mit 4 Punkten legte A. Markgraf mit einem Remis eine Verschnaufpause ein, die sich dann in der Abschlussrunde mit einem taktischen Remis nochmals wiederholte.

Kommt da Spanisch aufs Brett, oder doch nicht ? Eine Bühnenpartie zwischen Alexander Markgraf, links, und Maximilian Ruff  aus der 1. Runde.

Alexander Markgraf ist ein sympathischer junger Mann, der in keiner Weise abgehoben wirkt und nach jeder Partie ausführlich mit seinen Gegnern analysierte. Der Zeilenschreiber hatte Gelegenheit zu einem kurzen und informativen Gespräch mit ihm. 

     

Alexander Markgraf (Mitte) vor der Kulturhalle im Interview mit Rainer Weyers und Günter Preuß

Frage: Herr Markgraf, sie sind FM und amtierender Niedersächsischer Landesmeister ?
A.M.:  Das ist nicht ganz korrekt. FM ja, zweifacher Niedersachsen-Meister auch, aber nicht in diesem Jahr. Da hat es nur zur Vize-Meisterschaft gereicht.

Frage: Sie spielen bei Tempo Göttingen aktiv, an welchem Brett und in  welcher Spielklasse ?
A.M.: Zweite Bundesliga und ich spiele am Brett 2.

Frage: Sie haben  sicher schon gegen sehr  starke Gegner gespielt, können sie Beispiele nennen ?
A.M.: Ja, natürlich, z. B. gegen die gesamte deutsche Nationalmannschaft mit Jan Gustafsson und vielen anderen.

Frage: Auf welche Weise haben sie von den Kasseler Schachtagen Kenntnis erhalten und aus welchem Grund haben sie sich entschlossen, hier teilzunehmen und nicht bei einem  der gleichzeitigen Konkurrenzturniere in Mainz, Nordhausen etc.  ?
A.M.: Das habe ich im Turnierkalender gesehen und die Kasseler Schachtage haben mit der 4-Tagedauer bestens in meinen Zeitplan gepasst. 

Frage: Welchen Eindruck haben sie bisher vom Turnier gewonnen ?
A.M.: Das ist hier perfekt organisiert und wirkt insgesamt sehr positiv.

Frage: Wie ist ihre Meinung zu ihrem jungen Gegner Maximilian Ruff aus der 1. Runde ?
A.M.: Maximilian ist ein Lerntyp, das ist  ähnlich wie es  bei mir auch  war. Er spielt stark für sein Alter und ist noch sehr entwicklungsfähig. In seinem Alter (12 Jahre) hatte ich selbst noch  lange nicht diese Spielstärke.

Frage: Wenn man ihre Partien hier beobachtet hat und  ihren Stil beschreiben will - sie pflegen eine klare positionelle Spielweise, holen kleine Vorteile heraus, verdichten diese mit viel Druck und gewinnen dann. Das erinnert an Anatoli Karpov in seinen besten Zeiten ?
A.M.: (schmunzelt) Das ist  jetzt  leicht geschmeichelt aber im Prinzip zutreffend. Noch vor zwei Jahren habe ich völlig anders gespielt, ähnlich vielleicht wie Michael Tal mit brachialer 0pfermethode auf dem Brett. Das  habe ich mir aber abgewöhnt und habe  mich   umgestellt auf positionelles Spiel, weil es einfach erfolgreicher ist.

Frage: Könnten sie sich heute schon  vorstellen, im kommenden Jahr wieder an den Kasseler Schachtagen teilzunehmen ? 
A.M.: Ja, sicher,  wenn es in meinen Zeitplan passt.

Herr Markgraf, danke, dass sie sich Zeit für das Gespräch genommen haben. 
     

Hinter A. Markgraf folgte ein harter Kampf um die Preisgeldränge mit einer größeren Zahl starker Spieler und wechselnden Platzierungen. Am Ende schaffte Benno Jaeschke (Sandhausen) den 2. Rang mit 5,5/7 Punkten vor Wolfgang Just (Leipzig) mit 5,0/7 Punkten. Als beste nordhessische Spieler platzierten sich Joachim Müller (H.-Münden), mit 5,0/7 Punkten auf dem 4. Rang, und Karl-Heinz Schnegelsberg (Caissa Kassel), ebenfalls 5,0/7 Punkte auf Rang 5. Die starken  Nordhessenspieler Peter Lüchtemeier (Kasseler SK, Rang 7), Andrey Cherny (Baunatal, Rang 9), und Manfred Heinelt (Ahnatal, Rang 21), waren nicht in Bestform und gingen fast leer aus. Eine überzeugende Leistung bot der mit Abstand jüngste Teilnehmer der A-Gruppe, der 12-jährige Maximilian Ruff (Brandeck-Turm Ohlsbach), mit 4,5/7 Punkten auf dem 8. Rang. Er verlor nur in der 1. Runde nach 4-stündigem zähen Widerstand gegen den Turniersieger A. Markgraf.



Bester nordhessischer Spieler in der A-Gruppe wurde Joachim Müller (H.-Münden, rechts), der hier gegen Siva Sivaji spielt, den indischen Schweizer aus Luzern.

Ein vorentscheidendes Duell in der B-Gruppe aus der 4. Runde: Joachim Kaiser (Lohfelden, links) gewinnt gegen Andreas Wagner (SK Vellmar)

Während im A-Turnier durch den überlegenen Alexander Markgraf frühzeitig alles geklärt war, entwickelte sich im B-Turnier mit 32 Teilnehmern ein äußerst spannender und dramatischer Kampf um die Plätze. Lokalmatador Andreas Wagner (SK Vellmar) war nominell stärkster Spieler und führte in den ersten 3 Runden mit 3 Siegen, gemeinsam mit Joachim Kaiser (Lohfelden) und Anastasiya Shkolnyk (Korbach), auch das Feld an. Dann folgte in der 4. Runde der Spitzenkampf mit Joachim Kaiser, der im Endspiel die besseren Nerven behielt, gewann und die Führung übernahm. In der 5. Runde verlor J. Kaiser gegen Torsten Heckmann (Caissa Kassel) und Andreas Wagner, der die 5. und 6. Runde gewann, lag erneut in Führung. In der letzten Runde spitzte sich der Kampf um den Turniersieg dramatisch zu. Der junge Moritz Rempe (Lippstadt) war Gegner von Andreas Wagner und schaffte gegen den Favoriten einen überraschend klaren Sieg, nachdem er zuvor noch ein Remis angeboten hatte, das A. Wagner aber ablehnte. Andreas Wagner fiel mit 5,0/7 Punkten auf den undankbaren 4. Platz zurück und völlig aus den Preisgeldrängen heraus, während Joachim Kaiser mit energischem Endspurt und 6,0/7 Punkten den Turniersieg der B-Gruppe schaffte, vor Torsten Heckmann mit 5,5/7 Punkten und Moritz Rempe ebenfalls 5,5/7 Punkten. Anastasiya Shkolnyk (Korbach) spielte in der harten Männerkonkurrenz ein starkes Turnier, gewann mit 5,0/7 Punkten eine Ratingwertung und den 5. Platz.



Blick in den Spielsaal des C-Turniers

In der C-Gruppe startete Julia-Christin Lömker (Korbach) in der 1. Runde mit einer Niederlage, rollte dann aber mit 6 Siegen in Folge das Feld von hinten auf und sicherte sich mit 6,0/7 Punkten den 1. Platz, vor Cedrick Niediek (Lippstadt) mit 5,5/7 Punkten, und Jannick Scherer (Fuldatal) mit 5,0/7 Punkten.

Das Turnier verlief harmonisch ohne jeglichen Streitfall und wurde von den Turnierleitern Jürgen Kehr und Erhard Hübenthal sehr souverän zu Ende geführt. Ein rundum gelungenes nordhessisches Schachsportereignis mit positiven Eindrücken bei allen Teilnehmern fand mit der Siegerehrung am Sonntag, 02. 08. 2009, gegen 21.00 Uhr, seinen Abschluss  und weckte berechtigte Hoffnung auf  Wiederholung in den kommenden Jahren.

Bemerkenswertes am Rande des Turniers

Sehr erfreulich war die relativ hohe Turnierbeteiligung von Frauen und Mädchen in der B- und C-Gruppe. Mit Anastasiya Shkolnyk, Nataly Kartseva, Hannelore Schmidt, Ute Scherer, Julia-Christin Lömker, Vanessa Krauße, den Geschwistern Patricia und Felicitas Maar waren das immerhin acht an der Zahl.

In der C-Gruppe spielten nicht nur Kinder und Jugendliche mit, sondern auch einige Erwachsene, die sich aber gegen die stürmische und starke Jugend nicht durchsetzen konnten.



Das ist die Schachfamilie Maar aus Wellerode. Die Eltern und die älteste Tochter spielten zwar nicht selbst mit im Turnier, waren aber immer zur Stelle, um Trost  zu spenden, wenn es bei Samuel (9 Jahre), Patricia und Felicitas (beide 8 Jahre) in der C-Gruppe noch nicht so erfolgreich lief.

Auch die russische Familie Kartsev aus Dortmund-Brakel wirkte mit, und das  komplett in allen drei Turniergruppen. Soel und Alexandr sehr erfolgreich im A-Turnier (beide schafften mehrfach den Sprung an die Spitzenbretter auf der Bühne), Nataly im B-Turnier und Nikolej im C-Turnier. Dabei hatten die Kartsevs zum Turnierbeginn gleich mit Unannehmlichkeiten zu tun. Sie hatten in Kassel Wolfsanger eine Wohnung gemietet, waren aber von Dortmund-Brakel mit dem Zug direkt nach Kassel und zur Kulturhalle Niedervellmar gefahren, hatten also noch keinen Schlüssel für die gemietete Wohung. Die Vermieterin hatte um pünktliches Erscheinen gebeten, da sie bereits gegen 22.00 Uhr zu Bett ging. Die 1. Runde zog sich  kampfbetont bis zum Schluss nach 23.00 Uhr hin. Wie nun ohne Schlüssel in die Wohnung kommen ? Vater Soel Kartsev meinte kurz und trocken mit russischem Akzent: "Werde ich wohl etwas randalieren müssen !"  (um die Vermieterin zu wecken).

In der 1. Runde hatte Dr. Andreas Forgach (Kasseler SK) noch in der A-Gruppe mitgespielt. Am folgenden Tag blieb sein Platz leer. In der Nacht hatte ihn eine Nierenkolik ereilt, er musste zur OP ins Krankenhaus. Wir wünschen ihm beste Genesung.

Dass das 7-rundige Turnier auch körperlich sehr anstrengend war, musste Senior Wilfried Rother (SK Vellmar) erfahren. Ihn plagten starke Kopfschmerzen, Übelkeit  und Schwäche. Er war einfach platt, wie man so treffend dazu sagt, und er  konnte zur letzten Runde nicht mehr antreten.

Gerade lief die spannende 7. Entscheidungsrunde der B-Gruppe. Andreas Wagner (SK Vellmar) war ins Freie gegangen, um mit einer Zigarette die flatternden Nerven wieder in den Griff zu bekommen. Da kam auch sein junger Gegner Moritz Rempe (Möhnesee) angelaufen. Er hielt sich seine blutverschmierte Hand vor Mund und Nase. War etwas schlimmes passiert und der Notarzt erforderlich ? Erschrocken kam auch Mama Rempe herbei geeilt und verschwand mit ihrem Sohn in der Kulturhalle. Aber kurze Zeit später gab sie Entwarnung. Moritz hatte sich zu tief mit dem Finger in die Nase gebohrt und das Blut fing an zu laufen.

"Ein Gedicht - diese Gulaschsuppe....,  .....aber der Heidelbeerkuchen erst, den muss man probiert haben !"  Von allen Seiten war großes Lob über die spitzenmäßige Betreuung durch  das Küchen-Versorgungsteam des SK Vellmar zu vernehmen. Die Damen werden  es mit Wohlwollen registriert haben.

"Wo ist denn Maximilian geblieben, er wollte doch ein Interview geben ?" So wurde die  Oma von Maximilian Ruff (Brandeck-Turm Ohlsbach) gefragt. Maximilian hatte es  sich einfach im Auto der Oma gemütlich gemacht und schmökerte gelassen in den Schachbüchern, die er gerade geschenkt bekommen hatte.


Bericht und Fotos Günter Preuß (SK Vellmar), 3.8.2009


Pressemitteilung - Kasseler Schachsommer geht in die zweite Runde

Am kommenden Donnerstag, dem 30. Juli  wird mit einem internationalen Open- Turnier in der Kulturhalle Niedervellmar die zweite Runde des Kasseler Schachsommers eingeläutet.  Annähernd 100 Schachspieler werden dort ihre Besten in drei Wertungsklassen ermitteln. Kurzentschlossene haben noch bis kurz vor der ersten Runde die Möglichkeit sich zur Teilnahme an dem Turnier anzumelden.  Mit dem Schachopen in Vellmar wird die Tradition von offenen Schachturnieren in der Region wieder aufgenommen, nachdem in den letzten Jahren ähnliche Turniere in Baunatal und Bad Zwesten kurz vor ihren Beginn abgesagt werden mussten. Alle Informationen zu dem Turnier finden sich auf der speziell eingerichteten Internetseite www.Kasseler-Schachtage.de .

Jürgen Kehr, 27.7.2009


Die  1.  Kasseler  Schachtage

Nordhessens und Kassels Schachsport-Szenerie hatte schon bessere Tage gesehen. Das war in früheren Zeiten gewesen,  als es noch den  Spitzenklub Hermannia  in der  Kasseler  Nordstadt gab. Als sich dort mit Lev Gutman ein echter Schach-Großmeister tummelte und eine bärenstarke Schar erfolgshungriger Schach-Jungspunde anführte. Das waren die goldenen Jahre von Uwe Kersten, Felix Kleinschmidt, Volker Haus, Damir Majer, Oliver Koeller, Finn Riedel, dazu Tamara und Robert Klink, Ali Habibi,  und wie sie alle hießen. Das waren die Zeiten Mitte der 90er Jahre, als Hermannia Kassel in der 2. Schach-Bundesliga spielte und Heribert Reeb, Hermannias Vereinsvorsitzender und gleichzeitig Sponsor, als jährlichen Höhepunkt das Hermannen Open organisierte. Das lockte immer eine große Zahl starker Schachspieler aus Nah und Fern an und war ein absoluter Höhepunkt im nordhessischen Schachgeschehen. Mit dem Niedergang des nordhessischen Flaggschiffs Hermannia war es leider auch mit dem Hermannen Open zu Ende. Dann tauchte mit dem Vereinsvorsitzenden des Schachklubs Baunatal, Helmut Schumacher, ein wahres Organisationstalent auf. Er stellte nicht nur das jährliche Baunatal Open auf die Beine, das von seinen  Teilnehmerdimensionen das Hermannen Open noch übertraf, sondern nebenher auch noch das Schach Open in Bad Zwesten und die Vorturniere zur jährlichen Deutschen Amateurmeisterschaft,  dem sogenannten Ramada-Cup - wahre Schlemmerjahre für Nordhessens Schach-Freaks. Auch das ist leider Geschichte, Helmut Schumacher zog aus beruflichen Gründen nach Bayern und aus war es in Kassel und Nordhessen mit den Schachturnier-Hochzeiten.
Diese kargen, turnierlosen Zeiten erstreckten sich nun bereits über einige Jahre und man hörte förmlich das Murren des verdrossenen Schachvolkes. Inzwischen hatte es in der Führungsriege des Schachbezirks 1 Nordhessen mehrfache Wechsel gegeben und die derzeitige Führung mit Jürgen Kehr, Stephanie Lind, Erhard Hübenthal, Hartmut Austein und anderen bastelte in enger Zusammenarbeit mit dem Schachklub Vellmar und dessen Vereinsvorsitzenden Rainer Weyers an einem Vorhaben, um endlich "wieder Leben in die Bude" zu bringen, sprich, ein neues Schachturnier in Kassel aus der Taufe zu heben. Das sollte eingebettet sein  in eine  ganze Reihe  schachsportlicher  Veranstaltungen und gleichzeitig Höhepunkt des "Kasseler Schachsommers". Die Vorplanungen dafür liefen bereits seit Beginn des Jahres 2009. Es galt jede Menge organisatorischer Hürden des "Wie, Wann, Wo" zu überwinden, allzu groß waren die Erfahrungswerte nicht. Die finanziellen Mittel, wie u.a. für die Miete eines Turniersaales, waren begrenzt, Sponsoren weit und breit nicht in Sicht, und die Konkurrenz-Turniere bei den Chess Classics in Mainz, dem ZMD Open in Dresden und dem Nordhausen Open laufen alle zur gleichen Zeit ! Da jetzt auch noch mitzumischen, konnte das gut gehen ? Mit akribischer Feinarbeit bis in alle organisatorischen Details wurden die Schwierigkeiten nach und nach aus dem Weg geräumt und bei der Schlussbesprechung, wenige Tage vor dem Turnierbeginn, waren sich die beteiligten Organisatoren sicher: Die  "1. Kasseler Schachtage", die von Donnerstag, 30. 07. 2009, bis Sonntag, 02. 08. 2009, in der Kulturhalle Niedervellmar stattfinden, werden ein Erfolg für den nordhessischen Schachsport ! Zur Freude der Organisatoren - alle Anzeichen sprechen dafür, zahlreiche Teilnehmer haben sich bereits vorangemeldet. Nicht nur die Schachfreunde aus Kasseler und nordhessischen Schachvereinen, wie Caissa Kassel, Kasseler SK, Baunatal, Korbach, Ahnatal, Fuldatal, Arolsen, Vellmar, Hann.-Münden, Lohfelden u.a. sind dabei, sondern auch Schachfreunde, die eine weite Anfahrt von Wattenscheid, Gießen, Hannover, und Karlsruhe in Kauf nehmen. Sogar einen internationalen Hauch wird es in der Vellmarer Kulturhalle geben, denn auch ein polnischer Schachfreund hat sich angemeldet. Und es ist mit zahlreichen weiteren Anmeldungen bis unmittelbar vor dem Turnierbeginn am Donnerstag, 30. 07. 2009, zu rechnen, so dass sich die Teilnehmerzahl bei ca. 100 Schachfreunden einpendeln wird. Alles bunt gemischt, wie immer bei solchen Anlässen, vom starken Turnierspieler bis zu Senioren, Kindern und Jugendlichen, die ihr Schachkönnen messen und Erfahrungen sammeln  wollen. Auch ein weiterer Anreiz wirkt natürlich mobilisierend: Es werden drei  Turniere A-, B-, und C angeboten, jeweils für die unterschiedliche Spielstärke der Teilnehmer. Und da  gibt es überall Geldpreise zu gewinnen, nicht nur für die starken Spieler.   
Es besteht guter Grund, sehr optimistisch zu sein: Die 1. Kasseler Schachtage werden  einen neuen schachsportlichen Höhepunkt  für die Zukunft begründen, der in Nordhessen hoffentlich lange Bestand haben wird ! Übrigens, auch die Kulturhalle Niedervellmar wird es freuen, kommt doch nach 23 langen Jahren seit 1986, als dort die Hessischen Schachmeisterschaften ausgetragen wurden, endlich wieder ein großes Ereignis mit dem Kulturgut Schach an diese Spielstätte zurück.  

Schon beim Open Air Turnier auf dem Vellmarer Rathausplatz war er dabei, Nelo Oshionwu von Rochade Göttingen, rechts.
Das muss ihm gut gefallen haben, denn auch für die 1. Kasseler Schachtage hat er sich bereits angemeldet

 

Die 1. Kasseler Schachtage werden eine Mischung sein aus dem Schulschach-Cup im Kasseler Wilhelmsgymnasium (oben) und dem Open Air Turnier auf dem Vellmarer Rathausplatz (Abbildung darüber), mit dem feinen Unterschied, dass in der Kulturhalle Niedervellmar kein Schnellschach, sondern Turnierschach gespielt wird, wobei die einzelnen Partien bis zu fünf Stunden dauern können. Da werden Konzentration und knisternde Spannung wieder zum Greifen spürbar sein.

Bericht und Fotos Günter Preuß (SK Vellmar), 22.7.2009


Kasseler Schachsommer steht vor der Tür

Schulschachturnier, internationales Open und Städtevergleich bilden die Veranstaltungsreihe

Auch wenn Schach nun gerade nicht die Sportart der ersten Wahl für warme Sommertage ist, so gibt es in den nächsten Monaten und damit außerhalb der normalen Spielsaison interessante Angebote im Rahmen des „Kasseler Schachsommers“ sowohl für den Freizeitspieler, als auch den ambitionierten Vereinsspieler, seinem Sport nachzugehen.
Eröffnet wird die Veranstaltungsreihe kurz vor den Sommerferien am 9. Juli am Kasseler Wilhelmsgymnasium mit dem 1. Kasseler Schulschach Cup. Hierzu eingeladen sind Achter- Mannschaften aller Schulformen von Grundschulen bis zur Oberstufe aus der näheren und ferneren Umgebung von Kassel.  Gespielt werden 7 Runden in drei Altersklassen. Informationen hierzu sind auf der Internetseite www.Schulschach-Hessen.de zu finden. Dort kann auch die Anmeldung vorgenommen werden, die Teilnahme an diesem Wettbewerb ist kostenlos. Die Schirmherrschaft zu diesem Turnier hat der Kasseler Oberbürgermeister Betram Hilgen übernommen.

In der Zeit vom 30. Juli bis 2. August bilden dann die Kasseler Schachtage mit einem internationalen Open- Turnier in der Kulturhalle Niedervellmar die zweite und wichtigste Station des Kasseler Schachsommers. Gespielt wird dort in drei Wertungsklassen, so dass jeder Spieler Gegner in seiner Spielstärke finden wird. Preise im Gesamtwert von über 2.500 € winken den Gewinnern und entschädigen so für die Mühe an vielleicht heißen Sommertagen. Alle Informationen darüber und die Möglichkeit der Online Anmeldung finden sich auf der speziell für dieses Turnier eingerichteten Internetseite www.Kasseler-Schachtage.de .

Seinen Abschluss findet der Kasseler Schachsommer mit einem Vergleichskampf zwischen einem Team der Kasseler Partnerstadt Mulhouse und einer Kasseler Mannschaft am 5. September in der Kasseler Königstorhalle. Doch auch hier muss sich der interessierte Vereinsspieler nicht allein auf das Zuschauen beschränken. Zeitgleich findet am selben Ort mit der ersten Runde des Turniers „Goldener Springer“, die erste Runde des hessischen Pokalwettbewerbs statt, welche für alle beim Hessischen Schachverband gemeldeten Spieler offen ist.  Alle Informationen hierzu im Netz unter www.Schachbezirk1-Nordhessen.de .

Jürgen Kehr, 30.6.2009


weiter zu:

 

vellmarer-schachtage.de